Schwesternhaus belegt den zweiten Platz im Wettbewerb „GartenLust“ der Stadt Hannover

Über den Wettbewerb

Unter dem diesjährigen Motto „Willkommen in blühender Nachbarschaft“ hat der städtische Fachbereich Umwelt und Stadtgrün der Stadt Hannover zum fünften Mal den Wettbewerb „GartenLustausgelobt.

Am 11.09.2019 hat die Erste Stadträtin und Wirtschafts- und Umweltdezernentin, Sabine Tegtmeyer-Dette, im Garten des Gemeinschaftsprojekt Internationale Stadtteilgärten die Ergebnisse des Wettbewerbs verkündet.

Dieses Jahr ist das Schwesternhaus in der Kategorie „Gemeinschaftsgärten / Urban Gardening“ als Zweiter platziert worden. Die Platzierung ist für uns Anerkennung der bisherigen Gartenentwicklung und Ansporn, die „grüne Lunge des Braunschweiger Platzes“ weiterzupflegen, zugleich.

Das Preisgeld i.H.v. 500 Euro werden unsere „Gartenschwestern“ kurzfristig für die Instandsetzung von Zier- und Gemüsebeeten entlang der gartenseitigen Gebäudekante verwenden, da diese Beete im Zuge von Fassadensanierungsarbeiten stark in Mitleidenschaft gezogen worden sind.

Wir bedanken uns beim Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, bei den Förderern und Fachverbänden, den Jurymitgliedern und der externen Organisatorin Frau Köllmann. Dem erstplatzierten Gemeinschaftsgarten „Spessartgarten“ und allen weiteren im Wettbewerb ausgezeichneten Gärtner*innen gratulieren wir sehr herzlich.

Über das Schwesternhaus und seinen Garten

Der Garten am Schwesternhaus wurde zusammen mit dem Neubau des Damenstifts 1897 angelegt. Einige Bilder aus der Anfangszeit des Gartens sind uns erhalten:

Aufgrund der Zerstörungen gegen Ende des Zweiten Weltkriegs konnte das Schwesternhaus in der Nachkriegszeit nur noch teilweise bewohnt werden und es gab insbesondere in den 70er Jahren Überlegungen, das Gebäude abzureißen und die Flächen der Tiermedizinischen Hochschule und der Bundeswehr zuzuordnen. Jedoch erkannte in den 70er Jahren eine studentische Initiative vor dem Hintergrund der eigenen Wohnungsnot das immer noch vorhandene Potential des Gebäudes zur Nutzung als selbstverwaltetes studentisches Wohnheim. Mit dem ursprünglich nur als vorrübergehend geplanten Einzug der Studierenden im Jahr 1971, der denkmalrechtlichen Unterschutzstellung von Gebäude und Garten im Jahre 1974 und der Weiterentwicklung der studentischen Selbstverwaltung etablierte sich das einmalige Wohnprojekt. 

Schon zu Zeiten der Schwestern, aber auch von Beginn der studentischen Nutzung an war der Garten ein Treffpunkt. Vor allem im Sommer wird dort häufig gepicknickt, gegrillt und am Lagerfeuer bis spät in die Nacht beisammen gesessen und gesungen. Tagsüber wird gemeinsam gegärtnert und Gemüse angebaut und geerntet. Der Garten- und Bioabfall der Bewohnerinnen und Bewohner wird in einem dreistufigen System kompostiert. Der Garten dienst außerdem als Spielplatz für die Kinder aus der Kindertagesstätte im Haus. Einmal im Jahr verwandelt er sich im Rahmen des Sommerfests außerdem in ein Altencafe, eine Schlemmermeile, Cocktail-Bar und Bühne für Live-Musik. In Zusammenarbeit mit Greenpeace haben rund um den Teich auch schon mehrere Kleidertauschparties stattgefunden.

Der Garten beherbergt einen wunderschönen alten Baumbestand, von dem auch viele der über 50 Bäume (bspw. Kastanien, Roteichen, Hainbuchen, Robinien, Birken, verschiedene Ahorne und Obstbäume) unter Schutz stehen. Daher gilt er zurecht als „Grüne Lunge” des Braunschweiger Platzes. Außerdem befindet sich im Garten ein runder Teich – eine ehemalige Lustwandelstätte der alten Damen, heute mit einem verwilderten Hainbuchenzirkel drum herum und darüber. Nicht zu vergessen sind die kleineren Rasenflächen, der Kräutergarten, die Wildbeerenbüsche, Sträucher, Hecken und vieles mehr. Der gesamte Garten, der eine Fläche von über 6.000 m² hat, wird durch die Bewohnerinnen und Bewohner in Eigenleistung gepflegt.

Die vielen Sträucher und Gewächse bieten nicht nur uns Bewohnern Schutz vor Sonne und Lärm, sondern auch vielen Tieren Unterschlupf und Lebensraum. Wir freuen uns über herumkletternde Katzen und Eichhörnchen, für Stadtverhältnisse ungewöhnliche Vögel (59 Arten wurden bisher ornithologisch festgestellt), herbstliche Igel, im Schatten des Hainbuchenzirkels herumpaddelnde Molche und Enten, Marder, Ratten und (Fleder-)Mäuse und bei genauerer Betrachtung Milliarden von Minilebewesen. Manchmal kommt auch der Fuchs vorbei, wobei wir probieren unsere Meerschweinchen und Hühner vor ihm zu schützen. Im Sommer dient eins der Beete zwei Schildkröten als Auslauf. Auch Schafe und Ziegen haben uns schon beim Rasenmähen tatkräftig unterstützt.

Über den Schwesternhausverein e.V.

Der Schwesternhausverein e.V. wurde 1981 mit dem Ziel der Übernahme von Grundstück und Gebäude zum Betrieb eines Studierendenwohnheims gegründet, jedoch dauerte es bis 1990, bis ein Erbbaurechtsvertrag mit dem Land Niedersachsen geschlossen wurde.

Seitdem erfolgen der Betrieb des Wohnheims und die Instandsetzung und -haltung des Gebäudes in studentischer Selbstverwaltung. Neben regelmäßig anfallenden Arbeiten konnten die im Krieg zerstörte ehemalige Kapelle sowie das Spitzdach wiedererrichtet werden. Inzwischen verfügt das Schwesternhaus über einen gemeinsamen Internetzugang, einen neuen Trockenboden, ein Blockheizkraftwerk und eine PV-Anlage zur Energieversorgung sowie eine Regenwassernutzungsanlage. Im Erdgeschoss und im Garten spielen seit vielen Jahren die Kinder einer Kindertagesstätte.

Der Schwesternhausverein deckt seine Ausgaben überwiegend aus Mieteinnahmen, Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Fördergeldern.

Der Erbbaurechtsvertrag endet im Jahr 2024 und die Zukunft des Schwesternhaus ist bis heute unsicher, wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung bereits 2015 berichtete.