Projekte

Das Projekt Schwesternhaus zeigt, dass Energieeffizienz, Denkmalschutz und sozialer Wohnraum nicht im Widerspruch zueinander stehen müssen, sondern einander sogar begünstigen können. Trotz diverser baulicher Herausforderungen des durch Krieg und den darauf folgenden Verfall stark angeschlagenen und durch Denkmalauflagen geschützten Altbaus, konnten eine Vielzahl von Effizienzmaßnahmen umgesetzt werden – und das komplett in Eigenleistung. Das zeigt: Das Prinzip der Selbstverwaltung funktioniert. Und auch für die Zukunft haben wir noch jede Menge Pläne, Ideen und Visionen unser Haus weiter zu erhalten, zu modernisieren und mit jedem Projekt noch etwas wohnlicher zu machen.

Inhaltsverzeichnis

Ein energieeffizientes Wohnheim: Das geht!

Energieeffizienz zieht sich seit einigen Jahren als Leitlinie durch unsere Maßnahmen und ist im Bewusstsein aller Handelnden verankert.

Auch wenn die Fassade gelb ist, so sind wir doch ein grünes Haus! Als junge Studierende haben wir an unserem Haus eine Reihe großer und kleiner Projekte durchgeführt, die sich dem Ziel der Energieeffizienz – und damit der Verringerung unseres ökologischen Fußabdrucks – verschrieben haben.

Beginnend bei der Umrüstung der Beleuchtung aller Gemeinschaftsbereiche auf Energiesparlampen und sukzessive LEDs mit Multifunktions-Zeitrelais, über den Einbau neuer Lüfter mit höherem Wirkungsgrad in Badezimmern, Toiletten- und den Wäscheräumen mit Bewegungsmelder oder Hygrometer zur bedarfsabhängigen Lüftungssteuerung, bis hin zur Dämmung unserer Leitungssysteme, haben wir uns viele Gedanken gemacht, wie wir unseren Energieverbrauch senken können.

Dämmung im großen Stil

Erneuerung der Fassade

Die Dämmung von Heizungs- und Warmwasserrohren, -armaturen, sowie der Einbau eines gedämmten zentralen Heizungswasserpufferspeichersystems und einer zentralen Trinkwasserstation hat nicht zuletzt auch unsere Warmwasserqualität verbessert.

Die Gebäudehülle haben wir natürlich ebenso unters Messer – oder besser gesagt, in die Dämmwolle genommen: Kellerdecke und Dachgeschosse sind bei ihrem Ausbau neu gedämmt worden, die Erdräume der KiTa haben eine horizontale und vertikale Erdreich- und Bodendämmung und außerdem neue Fenster erhalten. Auch der Trockenboden darf sich seit seinem Ausbau mit neuen, wärmedämmenden Kassetten-Fenstern nach historischem Vorbild brüsten.

Die Eckwohnungen sowie viele der Badezimmer sind im Zuge der Wohnraumsanierung mit diffusionsoffenen Innenwanddämmungen ausgestattet worden. Trotz bauphysikalischer Problemstellen konnte durch die Maßnahmen der Wärmedurchgangskoeffizient der Wände mehr als halbiert werden. Bei der Auswahl der Materialien wurde besonderer Wert darauf gelegt, dass diese nachhaltig produziert wurden und recycelt werden können.

Intelligentes Anlagenmanagement: Das Blockheizkraftwerk

Das neue zentrale Speichersystem, dessen Speichermanagement individuell für das Schwesternhaus entwickelt worden ist, ermöglicht längere Betriebszeiten und eine maximale Brennwertausnutzung des Blockheizkraftwerks bei Minimierung der Speicherverluste.

Für jeden Heizungsstrang können zudem Vorlauftemperatur und Förderhöhe der neuen Hocheffizienzpumpen individuell, unabhängig von BHKW- und Speicherzustand und bedarfsorientiert geregelt werden. In zwei Räumen wurden für eine verbesserte Nutzung und zur Ermöglichung niedriger Vor- und Rücklauftemperaturen zur maximalen Brennwertausnutzung Fußboden- und Wandflächenheizungen eingebaut.

Zeitnah sollen die bisher nur statisch einzustellenden Strangregulierventile durch dynamische Differenzdruckregler ersetzt werden und ein neuer, vollständiger hydraulischer Abgleich des Heizungssystems vorgenommen werden.

Ressourceneffizienz: Die Regenwassernutzungsanlage

Regenwassernutzungsanlage
Fleißige Schwestern prüfen den Revisionsschacht des Abwassersammlers

Zur Vermeidung externer Material- und Energieverbräuche wird eine Regenwassernutzungsanlage (RWNA) betrieben, die neben den Toiletten auch die Kaltwasserseite der gemeinschaftlichen Waschmaschinen speist. Zur Vermeidung von ineffizienter Wassererwärmung mit elektrischem Strom werden die speziell hierfür angeschafften Waschmaschinen warmwasserseitig mit Warmwasser aus dem Heizsystem versorgt. Derzeit werden die bodenkundlichen Voraussetzungen für eine Brunnenwassernutzung geprüft, da schon heute Toiletten und Waschmaschinen mehr Wasser benötigen, als durch die RWNA gewonnen werden kann.

Unabhängige Energie: Die Photovoltaik-Anlage

PV-Anlage
Schwesternhausbewohner bei der Installation der PV-Anlage

Im öffentlichen Eingangsbereich zur Kapelle ist ein (durch Bewegungsmelder gesteuertes) Display installiert, um die Strom-Erträge der Erzeugungsanlagen und die Verbräuche im Haus zu visualisieren. Gemäß dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ sollen das Umweltbewusstsein der Betrachter*innen geschärft und Nachahmer*innen motiviert werden. Die gewonnenen Daten werden zur Anlagenüberwachung, zur Effizienzauswertung sowie für zukünftige Planungen genutzt. 

2006: Das Schwesternhaus wird verkabelt

Kabel

Mit dem Internet war es bis 2006 so eine Sache. Nur wenige Wohnungen hatten einen eigenen Telefon- und Internetanschluss, einige WGs hatten sich zu kleineren und größeren Netzwerken zusammengeschlossen. Einzelne, lange Kabel verbanden verschiedenste Zimmer auf ziemlich diffuse Weise; die längste bekannte Verbindung ging von der 101 im Nordspitzdach zur Wohnung 7 im 1. Flur im Süden.

Verteilerkasten
Installation eines Verteilerkastens auf dem Dachboden

Entscheidend für die Durchführbarkeit einer gesamtheitlichen Vernetzung war der Einfall, die alten Kaminschächte für die Verlegung in die Wohnungen, bzw. den Dachboden für die WGs, zu nutzen und die Kabel erst im Keller zusammenzuführen. Diese sollten in Eigenleistung über Arbeitsstunden verlegt werden. Unglücklicherweise waren viele der Kamine mit Bauschutt zugeschüttet und mussten erst mühselig freigeräumt werden. Auch die Vernetzung der WGs über den Dachboden entpuppte sich alles andere als einfach. Die Vernetzer*innen verbrachten infolge beinahe mehr Zeit im Serverraum als in ihren eigenen Wohnungen, was ihm den Beinamen „Wohnung 0“ einbrachte.

Kabelführung
Netzwerkkabel der WGs unterm Dachfirst

Rund 2000 Arbeitsstunden, 3,5 Kilometer Netzwerkkabel und zwei Jahre später sind endlich alle Wohnungen und WG-Zimmer angeschlossen. Der V-DSL-Anschluss der Telekom (50 Mbit/s Downstream / 10 Mbit/s Upstream) beschert seitdem allen Bewohner*innen zügiges Internet und auch einer stetig steigenden Zahl die Möglichkeit zu Internettelefonie und -fernsehen.

Thomas Leveringhaus im Jahre 2009

2008-2017: Mammutprojekt Trockenboden

Trockenboden

Aus dem verstaubten Dachboden, durch rostigen Maschendraht in zahlreiche Abstellparzellen unterteilt, sollte ein freundlich heller, gedämmter Trockenboden mit neuem Waschmaschinenraum werden. Aber was simpel klingt, kostete mehr als nur ein paar Arbeitsstunden.

Gut Ding will Weile haben. Allein die Diskussionen, Planungen und Genehmigungen nahmen glatte fünf Jahre in Anspruch! Schlussendlich stand fest, dass das Dach gedämmt wird und die Waschmaschinen auf dem Dachboden Platz finden sollten. 2013 also konnte der Bau beginnen: Der Ausbau inklusive statischer Ertüchtigung, Dämmung mit Klimamembran und Behandlung der Holzflächen erfolgte größtenteils durch Handwerker*innenfirmen, wobei für Transport und Kleinarbeiten stets fleißige Schwestern zur Verfügung standen.  Elektro- und Abluftinstallationen dagegen wurden in aufwändiger Eigenleistung erledigt.

Als Stolperstein entpuppte sich allerdings der Boden des neuen Waschmaschinenraumes, der aufgrund der statischen Gegebenheiten nicht einfach aus Estrich gegossen werden konnte. In langwieriger Arbeit wurde ein Bodenaufbau aus Holz mit gummigelagerten Podesten für die rüttelnden Waschmaschinen und ein Gefälle samt Ablaufrinne konstruiert.

Fundament Waschmaschinen
Das nagelneue Fundament des Waschmaschinenbereichs

Die Bauzeit verlängerte sich durch kleinere Streitigkeiten mit Architekt*innen und Handwerker*innen, einige unvorhergesehene Probleme und Herausforderungen, wie sie unser altes Haus eben einfach immer wieder für uns bereit hält, leider ähnlich wie bei so manch öffentlichem Großprojekt. Anfang 2017 konnte nach ein paar letzten kosmetischen Arbeiten jedoch endlich die Fertigstellung der Grundkonstruktion verkündet werden. Auch der Boden ist nun fachgerecht abgedichtet, sodass aus dem verstaubten Dachboden nun endlich ein heller und sauberer Trockenboden geworden ist.

 2014: Der Kindergarten zieht ein

Spielplatz
Bau des Gartenspielplatzes

Lange Zeit stand die ehemalige Hausmeister*innenwohnung 1a leer – bis mit der Kindertagesstätte „Strandläufer“ ein weiteres Nutzungskonzept Einzug ins Schwesternhaus erhielt. Der ehemalige Wohnbereich wurde renoviert und um vier frisch sanierte Räume des Untergeschosses erweitert, welche über eine neu gebaute Wendeltreppe erreichbar sind. Durch eine Außentreppe wurde ein zweiter Fluchtweg über die Fenster geschaffen.

Auch der Garten hat sein Gesicht verändert: Rund 12 Kleinkinder finden in der fantasievollen Außenspielanlage Raum zum Toben und Entfalten. Auf diese Weise hat das Schwesternhaus in Kooperation mit dem Krabbe-L-ino e.V. zur Abwechslung nicht nur gegen Wohnungsnot, sondern auch gegen die Platzknappheit der frühkindlichen Betreuung ein Zeichen setzen können.

Fertiger Spielplatz
Die fertige Außenspielanlage in voller Pracht

2015: Hilfe für Geflüchtete

Kleiderspenden
Sortierung der Kleiderspenden

Im Oktober 2015 kamen zum ersten Mal viele Bewohner*innen in der Teestube zusammen, um zu überlegen, wie wir als soziale Wohngemeinschaft die Situation der nach Deutschland Geflüchteten verbessern könnten. 

Dieser ersten Runde voller Ideen schlossen sich regelmäßige Treffen an. Daraus erwuchsen Aktionen wie die große Kleiderspendenaktion, im Rahmen derer wir Kleiderspenden sammelten, sortierten und je nach Bedarf an die verschiedenen Unterkünfte in Hannover verteilten. 

Im Zuge unseres „Welcome Dinners“ in der Kapelle konnten die Geflüchteten bei einem großen gemeinsamen Abendessen typisch deutsche Gerichte probieren.  Auch beim gemeinsamen Championslague-Schauen, beim Plätzchenbacken und natürlich während der Weihnachtsfeier des Nachbarschaftskreises Mitte gab es Gelegenheit, sich kennen zu lernen.

Nicht zuletzt die Hochzeit eines syrischen Paares in der Kapelle stellte einen besonderen Höhepunkt unserer Geflüchtetenarbeit dar. Zuletzt ermöglichten wir die Ausstellung der selbst gemalten Bilder eines jungen afghanischen Künstlers, mit denen er das auf der Flucht erlebte verarbeitet.

Welcome-Dinner
Bewohner und Geflüchtete beim großen Welcome Dinner

Seit Sommer 2016 bieten wir außerdem vier Geflüchteten festen Wohnraum in unserer Hausgemeinschaft. Uns ist es wichtig, ihnen nicht nur günstigen Wohnraum, sondern ein neues zu Hause zu bieten und sie in unser Zusammenleben zu integrieren. Wir unterstützen sie also dabei, die Besonderheiten des Hauses und die Bewohner*innen kennenzulernen, aber auch bei persönlichen Fragen, beispielsweise bezüglich ihrer Studienplanung.

Aber damit ist unsere Geflüchtetenarbeit noch lange nicht abgeschlossen – wir haben noch vielen Ideen und Pläne, die uns zur gemeinsamen Heimat Deutschland führen sollen!

2017: Fitness für Vierbeiner

Ein neues Gesicht für den Hundeplatz

Hundeplatz
Das Entfernen der alten Zaunfundamente ist Schwerstarbeit.

Der Hundeplatz an der Nordseite des Gebäudes gehörte mit seinem schiefen, unschönen Zaun und morschen Geräten schon lange zu einer der Dauerbaustellen und Streitpunkte im Haus – und das, obwohl er mitten in der Stadt eine tolle Auslastungsmöglichkeit für unsere vierbeinigen Freunde bietet – gerade jenen, die sich mit so vielen anderen Hunden auf der Bult nicht so wohl fühlen.

Arbeiten am Hundeplatz

Somit bietet er sich auch als ideales Miet-Trainingsgelände für Hundetrainer*innen und externe Privatpersonen an. Und damit diese auch etwas geboten bekommen, legt sich unsere Hundeschwester tüchtig ins Zeug:

Was 2015 mit einem neuen Bodenbelag – weichen, pfotenschonenen Hackschnitzeln – begann, geht 2017 endlich in die Vollen: Ein neuer, hundesicherer Zaun soll aufgezogen werden. Doch das ist leichter gesagt als getan, sind die Möglichkeiten, Befestigungen und Preisverhältnisse doch vielfältig und nicht zuletzt die Geschmäcker der Hausbewohner*innen unterschiedlich. Nach einigem Hin und Her hat sich die HVV für einen Knotengitterzaun mit Holzpfosten entschieden. Eine günstige und dezente Variante, die auf lange Sicht irgendwann durch einen historisch nachempfunden Zaun ersetzt werden könnte…

Dank der finanziellen Unterstützung des TVD und vieler tüchtiger Schwesternhände steht der Zaun in weniger als einer Woche. Auch ein neuer Kotbeutelspender wurde gezimmert.

Und was als Nächstes kommt? Auf jeden Fall die Ausarbeitung der Vermietung, dann braucht es natürlich neue Agility-Geräte, und der Bodenbelag soll ebenfalls zeitnah erneuert werden. Es gibt noch also noch viel zu tun!